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Steinbrücken

Steinbrücken trägt seinen Namen nach zwei heute nicht mehr vorhandenen steinernen Brücken, auf denen die Köln-Leipziger Straße in zwei Zügen oberhalb und unterhalb der heutigen Ortschaft die Dietzhölze überquerte. Ein Friedrich Steinbrücker (Stenenbruckere), der 1283 als Zeuge für Graf Siegfried von Wittgenstein in einer Urkunde für Kloster Caldern (bei Marburg) erscheint, kann vielleicht mit dem Ort in Verbindung gebracht werden. Steinbrücken lag ursprünglich in der Gemarkung Eibelshausen und erhielt endgültig erst 1823 eine eigene Gemarkung, die aus den Fluren der umliegenden Dörfer herausgeschnitten wurde. Im Spätmittelalter war hier eine wohl auch zu Wallfahrten genutzte Marienkapelle mit Klause (Flurname: Klauskeppel) und eigenem Friedhof entstanden, bei der drei Jahrmärkte abgehalten wurden. Diese Kapelle wurde 1553 verkauft und verfiel in der Folgezeit; die Märkte wurden nach Ewersbach verlegt.
Bedeutsam für die Entwicklung zum späteren Dorf war die ca. 1416/18 erfolgte Gründung einer Eisenhütte durch einen Bayern namens Jeckel, nach seinem Nachfolger auch Dobenershütte genannt. Sie lag in nicht allzu weiter Entfernung der Eisenerzgruben des Schelderwaldes, während Holzkohle aus den umliegenden Dörfern bezogen werden konnte. Diese Hütte leitete den Aufstieg Steinbrückens zu einem bedeutenden Industriestandort des oberen Dietzhölztales, zu einem Dorf der Hammerschmiede ein.
Die Dobenershütte, die zuerst aus einem Renn- und Hammerwerk bestand, wurde Ende des 16. Jhs. in einen Frischhammer, später in einen Stab- und Kleineisenhammer umgewandelt. 1652 ließ Ludwig Heinrich von Nassau-Dillenburg die Mühle „vor dem Teich“ (dem heutigen Hammerweiher) abbrechen und an ihrer Stelle ein neues Hammerwerk, den Teichhammer errichten. Dieser wurde später als Reckeisenhammer betrieben. 1801 kam als dritte Anlage oberhalb des Stabhammers noch der Zainhammer hinzu, so dass sich in Steinbrücken die Weiterverarbeitung des Eisens konzentrierte. In der zweiten Hälfte des 18. Jhs. wurden die beiden Hämmer in Steinbrücken zusammen mit der Neuhütte in Ewersbach und der Eibelshäuser Hütte von der Landesherrschaft, in deren Hand sich damals alle diese Anlagen befanden, zum „Steinbrücker Bezirk“ zusammengefasst.

Seit 1816 gelang es Johann Jacob Jung, einem Mitglied der für das Dillenburgische Bergbau- und Hüttenwesen bedeutenden Siegerländer Familie, der vorher bereits Hütteninspektor gewesen war, als Pächter die Hütten des Steinbrücker Bezirks mit Ausnahme der Neuhütte in seine Hand zu bringen. 1865 konnte er diese Hütten vom Fiskus kaufen, 1876 kam aus privater Hand auch die Neuhütte dazu. 1883 wurde das unter dem Namen J. J. Jungs geführte Familienunternehmen in eine Aktiengesellschaft mit dem Namen „Hessen-Nassauischer Hüttenverein“ umgewandelt, die ihren Sitz in Steinbrücken hatte und Anfang der 1930er Jahre in der Buderus AG aufging. Allerdings erlebten die Steinbrücker Hämmer diese Entwicklung nicht mehr. Das Aufkommen des Puddelverfahrens machte die Hammerwerke unrentabel und erzwang ihre Schließung.
Deshalb wurde schon bald nach 1865 der Stabhammer abgebrochen, der Teichhammer war noch bis in den Winter 1869 in Betrieb und auf dem Zainhammer verstummte 1870 der Hammerschlag. So erinnert heute nur noch der Name des als Freizeitanlage genutzten Hammerweihers an Steinbrückens große industrielle Vergangenheit.