Die Mühle war bis 1830 ein einstöckiges Gebäude mit etwa 7 1/2 m
Länge, 6 1/4 m Breite und 7 m Höhe.
Johannes Schmitt I. und seine
Mitbesitzer erneuerten in dieser Zeit das Gebäude in den bisherigen
Abmessungen und ersetzten das Strohdach durch ein Schieferdach. Außer einer
Schlafkammer für den Müller hatte das Haus keine weiteren Wohnräume.
1877 erwirbt Johannes Schäfer diese Mühle für 3.600 Mark und baut 1882 ein
Wohnhaus an. Sein Sohn Ferdinand Schäfer übernimmt 1907 den Mühlenbetrieb.
Er errichtet 1919 eine Scheune, erneuert 1928 die Mahlgänge und stockt im
gleichen Jahr die Mühle auf. Der Schwiegersohn Wilhelm Stahl wird 1950
Eigentümer.
Bis 1930 holte der Müller mit Pferd und Planwagen das Mahlgut bei seinen
Kunden ab und brachte das Mehl auch wieder zurück. Im Zuge der zunehmenden
Motorisierung bauten Ferdinand Schäfer und seine beiden Söhne nun in
Eigenarbeit auf das Fahrgestell eines Kraftfahrzeuges Opel-Blitz eine
Zugmaschine. Der Antrieb erfolgte durch einen Deuz-Humbold Dieselmotor mit
waagrechtem Zylinder, der eine Leistung von 18 PS erbrachte. An jeder Seite
des Fahrzeuges befand sich ein Schwungrad, von denen jedes 3 Zentner wog.
Mit einer eingebauten Kreissäge schnitten die Söhne bei ihren Fahrten durch
die Dörfer nun auch noch das Haubergsholz der Kunden.
Bis 1950 erfolgte der Antrieb des Mühlrades nur mit Wasserkraft. Das Wasser
wurde aus der Dietzhölze abgeleitet und durch einen besonderen Graben
(Mühlgraben) auf das Mühlrad geleitet, das sich dadurch drehte und die
Mahlsteine in Bewegung setzte. Das Mühlrad hatte einen Durchmesser von 7 m
und war 1 m breit. Bei ausreichendem Wasserzulauf wurde eine Leistung von 36
PS erbracht. In 24 Stunden konnten damit 20 Ztr. Korn gemahlen werden.
Die Installation eines elektrischen Anschlusses für den Mühlenbetrieb
erfolgte in 1950, so daß bei Wassermangel durch die Zuschaltung eines
Elektromotors der Mahlbetrieb weitergeführt werden konnte.
1960 drehte sich letztmalig das Mühlrad. Durch den Rückgang der
Landwirtschaft und der im oberen Dietzhölztal immer mehr zunehmenden
Sozialbrache war der Getreideanbau fast zum Erliegen gekommen. Der
Mühlenbetrieb lohnte sich nicht mehr und mußte daher nach 400-jähriger
Tätigkeit eingestellt werden.
265 Jahre nach
der Errichtung der oberen Mühle beantragten in 1824 die Brüder Heinrich und
Daniel Koch den Bau einer weiteren Mühle in Rittershausen. Ihrem Ersuchen
stimmte die Herzoglich Nassauische Landesregierung in Wiesbaden zu und
erteilte am 17.7.1824 folgende Erlaubnis :
"Den Gebrüdern Heinrich und Daniel Koch von Rittershausen wird auf ihr
Gesuch um Erlaubnis zur Erbauung einer Mühle untehalb des Dorfes
Rittershausen an der Dietzhölzbach zur Nachricht und Entschließung eröffnet,
daß dieser Bitte unter der Bedingung, daß sie das Wasser aufzuspeichen sich
nicht erlauben, sondern demselben immer freyen Lauf lassen, willfahrt worden
ist."
Die Gemeinde Rittershausen wird die Anlage einer zweiten Mühle wohl auch
begrüßt haben, denn sie überließ den Gebrüdern Koch im Tauschwege den
"Hüttenplatz". Auf diesem Hüttenplatz, dessen Bezeichnung und Lage nur sehr
wenigen Personen noch bekannt sein dürfte, hat 1613 eine "Blashütte"
gestanden, in der Eisen geschmolzen wurde. Obwohl diese Hütte in den
folgenden Jahren noch einige Male genannt wird, hat sie keine besondere
Bedeutung erlangt. Nach dem 30-jährigen Krieg ist sie auch nicht mehr
erwähnt worden. Den Gebrüdern Koch schien dieses Grundstück zum Betrieb
einer Mühle geeignet zu sein, zumal das alte Wassergrabensystem der
ehemaligen Blashütte wohl leicht wiederhergestellt werden konnte.
Neben dem Betrieb einer Mahlmühle für Körnerfrüchte kam auch noch eine
Ölmühle hinzu. Denn was die Menschen in der damaligen Zeit zum Leben
brauchten, mußte möglichst selbst erzeugt, gesammelt oder angefertigt
werden. Hierzu gehörte auch das Öl, das täglich in Küche, Haushalt und zur
Beleuchtung benötigt wurde. Deshalb bauten sie auf den Feldern Raps, Flachs
u. ä. an, sammelten im Herbst Bucheckern und ließen alles in der Ölmühle
auspressen.
1854 erwarb Jost Blecher -genannt Hansjost- die untere Mühle und überließ
sie seinem Schwiegersohn Daniel Aurand. Der Name Hansjost übertrug sich auch
auf die Mühle, so daß sie "Hans-Mühle" genannt wurde. Dieser Name hat sich
bis heute erhalten.
Das Grundstück heute Ortsstraße 33 (Karl Paul) gehörte um 1860 Daniel
Schmitt, einem Schwager des Müllers Daniel Aurand. Die hier stehende Scheune
brach er 1864 ab und baute sie bei der Mühle wieder auf. Dem in der Mühle
tätigen "treuen Gehilfen Philipp Kiehl" überließ er 1865 sein Wohnhaus und
er selbst zog zu seinem Schwager in die Mühle.
Nach Daniel Aurand übernehmen 1878 der Sohn August und 1903 der Enkel Louis
Aurand den Mühlenbetrieb. Letzterer ersetzt 1911 das abgängig gewordene
hölzerne Wasserrad von 3,75 m Durchmesser durch eine Turbine und erzeugt
damit den zum Betrieb der Mühle erforderlichen Strom.
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Kurz vor Ausbruch des letzten Krieges soll, Angaben zufolge, der
Mühlenbetrieb eingestellt worden sein.
Bei der Mühle befand sich auch noch eine Dreschmaschine. Die Gemeinde hat
diese in 1952 übernommen und auf dem oberen Dreschplatz, heute Vereinsheim
des Verschönerungsvereins, wieder aufgestellt. Hier war sie noch einige
Jahre im Gebrauch, bis sie etwa 1975 verschrottet wurde. |
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